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Öle und Fette

Öl

Fett

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Öle und Fette sind Stoffwechselprodukte der Pflanzen. Fast alle Pflanzen produzieren Öle und besonders viel Öl ist in den Nüssen, Samen oder Keimlingen enthalten. Sie dienen den Pflanzen als Energiespeicher und als Lockmittel, um ihr Fortbestehen zu garantieren.

Zum Beispiel lockt der Sanddorn mit seinen leuchtend orangen Beeren die Vögel an, die diese dann fressen und den Samen irgendwo anders unverdaut ausscheiden. Ein neuer Sanddornstrauch entsteht an einem neuen Ort. Oder nehmen wir die Avocado. Das gehaltvolle, stark ölhaltige Fruchtfleisch lockt Tiere an, die dann den robusten Kern, auch weit von der Mutterpflanze forttragen.

Im Samen ist alles enthalten, was der Keimling in den ersten Lebenswochen benötigt, bis er sich selbst durch Photosynthese versorgen kann. Wertvolles Eiweiß, Kohlenhydrate und Pflanzenöl.

Im Pflanzenöl speichert die Pflanze wertvolle Energie, die sie durch die Photosynthese gewonnen hat.

Was unterscheidet Öle und Fette?

Pflanzliche Öle und –fette bezeichnet praktisch das Gleiche, nur in unterschiedlicher Konsistenz.

Wenn bei Raumtemperatur (ca. 25°C) etwas flüssig ist, sprechen wir vom Öl und wenn es bei dieser Temperatur fest ist, heißt es Fett. Der Aufbau von Pflanzenöl und –fett ist identisch, es ändern sich nur die langkettigen Säurereste. Die Pflanzenöle und –fette sind Fettsäureglycerinester. Das bedeutet ein Glycerin-Molekül kann bis zum 3 Fettsäuren (teilweise auch unterschiedlicher Kettenängen) tragen:

Wie sind die  pflanzliche Öle und Fette aufgebaut?

Die Pflanzenöle und –fette sind Fettsäureglycerinester, d.h. ein Molekül Glycerin ist mit max. 3 Fettsäuremolekülen verestert. Der Aufbau und die Eigenschaften dieser unterschiedlichen Ester werden durch die Kettenlänge der Fettsäure und der Anzahl der Doppelbindungen bestimmt.

 

Öle und Fette

 

Die Kettenlänge der Fettsäuren wird nach der Anzahl der C-Atome bestimmt. So gibt es kurzkettige Fettsäuren mit 4-6 C-Atomen (z.B in der Butter), die mittelkettigen MCT-Fette (Middle-Chain-Triglycerides) mit bis zu 12 C-Atomen (z.B. im Kokosfett) und darüberhinaus spricht man von langkettigen Fettsäuren, die dann auch meist die Pflanzenfette (z.B. Palmfett) darstellen. Die Konsistenz wird auch noch von dem Sättigungsgrad der Fettsäure bestimmt. Je ungesättigter eine Fettsäure ist, desto flüssiger ist der Ester. Die gesättigten Fettsäuren weisen keine Doppelbindung auf und in der nachstehenden Tabelle sind die Fettsäuren aufgelistet, die in der Kosmetik eine Bedeutung erlangt haben:

Anzahl C-AtomeNameFormelSchmelzpunkt (in °C)
8CaprylsäureC7H15COOH16,5
9PelargonsäureC8H17COOH12,5
10CaprinsäureC9H19COOH31,4
12LaurinsäureC11H23COOH43,8
14MyristinsäureC13H27COOH54,2
16PalmitinsäureC15H31COOH62,5
17MargarinsäureC16H33COOH61,3
18StearinsäureC17H35COOH69,3
20ArachinsäureC19H39COOH76,5
22BehensäureC21H43COOH72–80
24LignocerinsäureC23H47COOH87,5
26CerotinsäureC25H51COOH86–87
28MontansäureC27H55COOH91–93

Die einfach ungesättigten Fettsäuren (z.B. Ölsäure) haben eine Doppelbindung. In der nachstehenden Tabelle stehen die wichtigsten Vertreter dieser Kategorie:

Zahl der C-Atome : DoppelbindungenTrivialnameSummenformelSchmelzpunkt
11:01UndecylensäureC10H19COOH24,5 °C
14:01MyristoleinsäureC13H25COOH
16:01PalmitoleinsäureC15H29COOH1 °C
18:01PetroselinsäureC17H33COOH30 °C
18:01ÖlsäureC17H33COOH16 °C
18:01Elaidinsäure (trans-Form der Ölsäure)C17H33COOH44–51 °C
18:01VaccensäureC17H33COOH
20:01GadoleinsäureC19H37COOH23–24 °C
20:01IcosensäureC19H37COOH16 °C
22:01CetoleinsäureC21H41COOH
22:01ErucasäureC21H41COOH33 °C
24:01NervonsäureC23H45COOH42-43 °C

Die zweifach ungesättigten Fettsäuren tragen 2 Doppelbindungen (z.B. Linolsäure).

Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren haben 3 oder mehr Doppelbindungen im Molekül (z.B. Linolensäure) .

 

Je höher der Grad an Doppelbindungen ist, desto schneller werden diese Pflanzenöle bzw. -fette ranzig und müssen mit Antioxidationsmittel stabilisiert werden. Auch eine schonende Behandlung z.B. Verarbeitung unterhalb von 40°C ist unverzichtbar, weil es Hautirritationen begünstigen könnte.

Die gesättigten Fettsäuren und Ihre Glycerinester

Die festen, gesättigten Fettsäuren dienen Heute vorwiegend als Emulgator. Diese Fettsäuren (Myristin-, Palmitin-, Stearin- und Behensäure) werden verseift und bilden, als sehr gute O/W-Emulgatoren, Gel-Netzwerkstrukturen aus, die die Emulsionen stabilisieren.

Die verschiedenen Fettsäureglyceride dieser gesättigten Fettsäuren sind gute Lipide/Emollients, die den modernen Hautpflegeprodukte ihre sensorischen Eigenschaften geben (leicht bis fettig).

Die ungesättigten Fettsäuren und Ihre Glycerinester

Die ungesättigten Fettsäuren sind essentiell für unseren Körper, weil er sie nicht alle selbst herstellen kann. Unser Körper benötigt diese ungesättigten Fettsäuren für den Stoffwechsel, um Hormone bilden zu können.

Früher wurden diese Stoffe unter „Vitamin F“ zusammengefasst, was jedoch nicht richtig ist. Dennoch werben manchen Kosmetikhersteller noch mit „Vitamin F“, weil es sich so eingebürgert hat. Die moderne Bezeichnung ist jedoch Omega-Fettsäuren, mit einer Nummer als Unterscheidungskriterium. Es gibt Omega-3-, Omega-6- und Omega-9 Fettsäuren, die jeweils an dem 3. oder 6. oder 9. C-Atom eine Doppelbindung tragen:

Einfach ungesättigte Fettsäuren

Die Eigenschaften dieser Omega-Fettsäuren werden durch die Stellung der Doppelbindung stark beeinflußt und viele Kosmetikhersteller werben mit den Omega-Fettsäuren.

Die bedeutendste Omega-9 Fettsäure ist Ölsäure. Unser Körper kann sie schnell in Stoffe umwandeln, die ihm nützlich sind und Ölsäure kommt in Oliven-, Raps- oder auch Mandelöl in hohen Mengen vor. Der Körper kann Ölsäure auch selbst aus Palmitinsäure herstellen und je nach Vorkommen ein Depot anlegen. Die Ester der Ölsäure werden auch gerne als Lipide und Emulgatoren in der Kosmetik eingesetzt, man erkennt sie an der Endung „–oleate“.

Wir arbeiten gerne mit folgenden Ölsäurehaltigen Rohstoffen bzw. Oleaten als Hilfstoffe für unsere Kosmetikprodukte:

Olivenöl = Olea Europaea Fruit Oil

Mandelöl = Prunus Amygdalus Dulcis (Sweet Almond) Oil

Decyl Oleate = leichtes Emollient

Glyceryl Oleate = leichter W/O-Emulgator

Polyglyceryl-5 Oleate, Polyglyceryl-10 Oleate = PEG-freie Lösungsvermittler

Zweifach ungesättigte Fettsäuren

Eine der wichtigsten zweifach ungesättigten Fettsäuren ist die Linolsäure, eine Omega-6 Fettsäure. Sie kommt in großer Menge in Sonnenblumen-, Distel- und Traubenkernöl vor. Linolsäure wird ebenfalls schnell verstoffwechselt und bildet die Vorstufe von vielen regulierenden, kurzlebigen Hormonen (z.B. Prostaglandine). Außerdem sind die zweifach ungesättigten Fettsäuren ein wichtiger Bestandteil der Zellmembran und wirken zellerneuernd.

Nachfolgend finden Sie die Produkte, inklusive der Ester der Linolsäure („-linoleate“) die wir in unsere Kosmetikrezepturen einsetzen:

Sonnenblumenöl = Helianthus Annuus Seed Oil

Distelöl = Carthamus Tinctorius (Safflower) Oil

Traubenkernöl = Vitis Vinifera (Grape) Seed Oil

Tocopheryl Linoleate = Ester des Vitamin E als Antioxidationsmittel und Moisturizer

Ethyl Linoleate = Wirkstoff zur Normalisierung des Sebumproduktion

Dreifach ungesättigte Fettsäuren

Diese Gattung der Fettsäuren sind am reaktionsfreudigsten und greifen sofort in den Stoffwechsel ein. Die wichtigsten 3-fach ungesättigten Fettsäuren sind α-Linolensäure (eine Omega-3 Fettsäure) und γ-Linolensäure (eine Omega-6 Fettsäure). Die α-Linolensäure kommt z.B. im Leinöl vor und wirkt wie ein natürlicher Entzündungsblocker. Darüber hinaus hilft sie den Hautzellen in ihrer Regerationsfähigkeit und ist daher ideal für Nachtprodukte.

Die γ-Linolensäure kommt in bedeutenden Mengen im Nachtkerzenöl vor und ist bekannt für ihre Linderung des Hautjuckens und in Zubereitungen gegen Neurodermitis.

Wir setzten folgende Produkte mit Linolensäure und deren Ester (-linolenate) ein:

Nachtkerzenöl = Oenothera Biennis (Evening Primrose) Oil

Vitamin F-Wirkstoffkombination (Vitamin-F-Glyceryl-Ester-CLR) = Glyceryl Linoleate (and) Glyceryl Linolenate