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Migration und ihre Bedeutung bei Kosmetikverpackungen

Migration

Die Entwicklung und Sicherheit moderner Kosmetikprodukte hängt nicht nur von innovativen Rezepturen, sondern auch von der richtigen Verpackung ab. Denn zwischen Füllgut und Verpackungsmaterial können komplexe Wechselwirkungen auftreten, die unter den Begriffen Diffusion, Sorption, Migration und Permeation zusammengefasst werden. Besonders die Migration spielt in der Kosmetikindustrie eine zentrale Rolle und wird streng überwacht, um die Qualität und Unbedenklichkeit der Produkte zu gewährleisten.

Definition der zentralen Begriffe

Diffusion bezeichnet den Stofftransport von Teilchen aufgrund der Brownschen Molekularbewegung. Treibende Kraft ist dabei immer ein Konzentrationsausgleich. In Kunststoffen bedeutet dies, dass sich Moleküle in Richtung eines Konzentrationsgefälles bewegen und so in neue Materialbereiche eindringen können.

Sorption umfasst Adsorption und Desorption an Grenzflächen. Dabei lagern sich Stoffe aus einem Füllgut an die Oberfläche der Verpackung an oder lösen sich wieder ab. Ein Teilprozess ist die Absorption, bei der Moleküle in die amorphen Bereiche eines Polymers eindringen. Dies ist beispielsweise in der Kosmetik relevant, wenn Verpackungen Duftstoffe oder Öle aufnehmen.

Migration bezeichnet den Übergang von Substanzen zwischen Verpackung und Füllgut. Dies betrifft sowohl den Transport von Kunststoffadditiven oder Monomeren aus der Verpackung in das Kosmetikprodukt als auch den umgekehrten Weg von Produktbestandteilen in das Packmaterial. Besonders anfällig für Migration sind flüssige Formulierungen wie Emulsionen oder Seren.

Permeation bezeichnet den Transport von Stoffen durch die Verpackung hindurch, beispielsweise von der Umwelt in das Kosmetikum oder umgekehrt. Dieser Vorgang ist besonders relevant, wenn es um die Haltbarkeit und Stabilität sensibler Wirkstoffe geht.

Migration ist ein zentrales Phänomen

In der Kosmetikindustrie ist die Migration ein entscheidendes Qualitäts- und Sicherheitskriterium. Additive, Weichmacher oder Restmonomere aus Kunststoffen können in die Rezeptur übergehen und so Eigenschaften wie Geruch, Farbe oder Stabilität beeinflussen. Umgekehrt können auch Duftstoffe, ätherische Öle oder UV-Filter aus einer Formulierung in das Verpackungsmaterial wandern.

Die Intensität der Migration hängt von verschiedenen Faktoren ab.

– Molekülgröße der migrierenden Substanz,

– Polarität und Löslichkeit

– Art und Struktur des Polymers

– Kontaktzeit zwischen Produkt und Verpackung

– Lagertemperatur und Lichtbedingungen.

All diese Faktoren erklären, warum Hersteller bei der Entwicklung neuer Produkte sorgfältige Verpackungstests durchführen müssen.

Verpackungsphänomene in der Praxis

Besonders in der Kosmetik spielen flüssige und halbfeste Formulierungen wie Emulsionen, Gele oder Öle eine Rolle. Typische Phänomene, die durch Migration entstehen können, sind:

– Geruchsveränderungen durch Aufnahme oder Abgabe von Duftstoffen

– Instabilitäten in Emulsionen durch Sorption lipophiler Bestandteile.

– Verlust von UV-Filtern in lichtdurchlässigen Verpackungen.

– Farbveränderungen durch Reaktionen migrierender Additive.

Um dies zu vermeiden, setzen Unternehmen auf geeignete Materialkombinationen, beispielsweise aus Glas, hochbarrierefähigen Kunststoffen oder Mehrschichtsystemen.

Migration und Kosmetikentwicklung

Bei der Entwicklung von Kosmetikprodukten wird die Verpackung daher frühzeitig in den Prozess eingebunden. Rezeptur und Packmittel müssen optimal aufeinander abgestimmt werden, um Migration und andere Wechselwirkungen zu minimieren. Für Private-Label- oder Markenprodukte bedeutet dies, dass Verpackungen neben Marketingzwecken auch technologische Schutzfunktionen übernehmen müssen.

Gerade in Zeiten, in denen Verbraucher Wert auf Sicherheit und Transparenz legen, ist ein fundiertes Verständnis der Migration unverzichtbar.

Fazit

Die Begriffe Diffusion, Sorption, Migration und Permeation beschreiben die physikalisch-chemischen Prozesse, die zwischen Kosmetikprodukt und Verpackung stattfinden können. Unter diesen Phänomenen ist die Migration das zentrale Thema, da sie direkten Einfluss auf die Stabilität, Wirksamkeit und Sicherheit von Produkten hat.

Wir behalten diese Aspekte bei jeder Produktentwicklung im Blick und unterstützen unsere Kunden dabei, sichere und leistungsstarke Kosmetikprodukte zu realisieren. Für Rückfragen oder eine individuelle Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Literatur:

Piringer O. G. Verpackungen für Lebensmittel‐Eignung, Wechselwirkungen, Sicherheit, VCH Weinheim, 1993

Christine Rück – Untersuchung der Permeation von Etikettenklebstoffen auf Polyacrylatbasis durch pharmazeutische Kunststoffbehältnisse (Dissertation, Freie Universität Berlin, 2009)

Die Dissertation ist als PDF über das digitale Repositorium der Freien Universität Berlin Refubium frei verfügbar. Sie können das vollständige PDF direkt herunterladen unter:
https://refubium.fu‑berlin.de/bitstream/handle/fub188/9602/Dissertation_Christine_Rueck.pdf