Recyclate in Verpackungen: Chancen und Herausforderungen

Nachhaltigkeit ist längst zu einem Schlüsselfaktor in der Kosmetikbranche geworden. Immer mehr Marken möchten ihre Verpackungen ressourcenschonend gestalten und setzen dabei auf Recyclate, also Kunststoffe aus Post-Consumer- oder Post-Industrial-Abfällen. Doch wie sicher und praktikabel ist die Verwendung dieser Materialien in der Kosmetik wirklich?
Was sind Recyclate?
Recyclate (engl. Post-Consumer-Recycled Materials, PCR) entstehen durch die Aufbereitung gebrauchter Kunststoffe. Im Kosmetikbereich handelt es sich dabei meist um Polyolefine wie Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) oder PET. Diese Materialien werden gesammelt, sortiert, gereinigt und erneut zu Verpackungen verarbeitet.
Vorteile von Recyclaten
– Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung: Durch den Einsatz von Recyclaten wird der Bedarf an fossilen Rohstoffen reduziert und die Kreislaufwirtschaft gefördert.
– Reduktion von CO₂-Emissionen: Lebenszyklusanalysen zeigen, dass PCR-Verpackungen im Vergleich zu Neuplastik deutliche CO₂-Einsparungen ermöglichen.
– Konsumentenakzeptanz: Verbraucher achten zunehmend auf Nachhaltigkeit – Recyclat-Verpackungen steigern die Markenattraktivität.
Zukünftige Regulierung: Mit der geplanten europäischen „Packaging and Packaging Waste Regulation“ (PPWR) sollen bis 2030 und 2040 verbindliche Mindestanteile von Recyclaten eingeführt werden – eine frühe Anpassung sichert Wettbewerbsvorteile.
Nachteile und Herausforderungen
Verunreinigungen: Rückstände von Druckfarben, Additiven oder vorherigen Füllgütern können im Recyclat verbleiben. Besonders kritisch sind potenziell toxische Substanzen wie Phthalate, Schwermetalle oder PFAS.
Migrationsrisiken: Kosmetikprodukte kommen häufig mit Haut oder Schleimhäuten in Kontakt. Selbst kleinste Partikel oder Moleküle können migrieren und ein Risiko darstellen. Daher sind toxikologische Prüfungen, beispielsweise nach dem CosPaTox-Ansatz, unerlässlich.
Sensorische Eigenschaften: Geruch und Farbe von Recyclaten können variieren und sich auf die Wahrnehmung der Produkte auswirken.
Technische Einschränkungen: Einige Recyclate weisen eine geringere Stabilität gegenüber Ölen, Lösungsmitteln oder Wärmebelastung auf. Auch die mechanischen Eigenschaften, wie Abrieb oder Oberflächenglätte, müssen geprüft werden.
Einschränkungen bei sensiblen Zielgruppen: Für Kinderkosmetik oder Produkte mit hoher Hautpenetration wird die Verwendung von PCR derzeit nur eingeschränkt empfohlen.
Sicherheit durch Standards und Prüfungen
Das europäische Konsortium CosPaTox hat hierzu Strategien entwickelt.
– Listen besorgniserregender Substanzen mit Grenzwerten,
– Migrationsberechnungen und Expositionsszenarien.
Darüber hinaus bietet es eine toxikologische Bewertung (z. B. Ames-Test auf Mutagenität).
Diese Ansätze bieten Herstellern eine Grundlage, um PCR-Materialien sicher in Kosmetikverpackungen einzusetzen.
Fazit:
Recyclate bergen ein großes Potenzial, die Kosmetikbranche nachhaltiger zu gestalten – sowohl ökologisch als auch im Hinblick auf regulatorische Anforderungen. Gleichzeitig erfordert ihre Verwendung eine gründliche Risikoanalyse, spezifische Materialprüfungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Verpackungsherstellern, Formulierern und Marken.
Die Entscheidung für oder gegen die Verwendung von Recyclaten in Kosmetikverpackungen hängt von vielen Faktoren ab – von der Produktsicherheit bis hin zur Wahrnehmung durch die Konsumenten. Cosmacon berät Sie umfassend bei der Auswahl geeigneter Materialien, der Bewertung von Risiken und der Entwicklung nachhaltiger Verpackungskonzepte.
Literatur:
https://cospatox.com/publication/
https://de.wikipedia.org/wiki/Verordnung_(EG)_Nr._1272/2008_(CLP)