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Neue SPF-Messmethoden ISO 23675 und ISO 23698

ISO 23675 und ISO 23698, SPF-Bestimmung

Neue SPF-Messmethoden: Chancen und Herausforderungen für die Sonnenschutzbranche

Der Lichtschutzfaktor (SPF) ist die zentrale Kennzahl eines jeden Sonnenschutzprodukts. Bisher war die ISO 24444 die einzige international anerkannte Referenzmethode für die In-vivo-Bestimmung des SPF. Doch die Entwicklung schreitet voran: Mit den neuen Verfahren ISO 23675 und ISO 23698 stehen erstmals moderne Alternativen zur Verfügung, die den klassischen Standard ergänzen. Diese Methoden versprechen eine höhere Effizienz, geringere Kosten und eine bessere ethische Vertretbarkeit, werfen jedoch auch neue Fragen auf.

Die bisherige Methode: ISO 24444

Die ISO 24444 basiert auf In-vivo-Tests an Proband:innen, bei denen die minimale Erythemdosis (MED) bestimmt wird. Sie ist regulatorisch anerkannt und gilt nach wie vor als Goldstandard. Ihre Nachteile liegen in der hohen Variabilität, den ethischen Bedenken und den erheblichen Kosten. Genau hier setzen die ISO-Normen 23675 und 23698 an.

ISO 23675 – SPF in-vitro

Beschreibt eine In-vitro-Methode. Dabei wird das Sonnenschutzprodukt auf ein Substrat (in der Regel PMMA-Platten) aufgetragen und die Transmission von UV-Licht gemessen.

Stärken von ISO 23675:

– Kein Probandentest nötig, somit ethisch unbedenklich.

– Schnelle Ergebnisse und geringere Kosten.

– Gut reproduzierbar, wenn Substrat und Applikation standardisiert sind.

Schwächen von ISO 23675:

– Sensitivität gegenüber Applikationsmethode und Formulierung.

Es ist noch nicht flächendeckend regulatorisch gleichwertig anerkannt.

Die ISO 23698 ist ein Hybrid-Verfahren.

Die ISO 23698 verbindet Elemente der In-vitro- und In-vivo-Bestimmung. In-vitro-Daten werden mit Referenzkurven abgeglichen, die aus bekannten in-vivo-Ergebnissen stammen.

Stärken der ISO 23698:

– Weniger Probanden sind notwendig, wodurch es ressourcenschonender und ethisch besser vertretbar ist.

Es handelt sich um eine Kombination aus bewährter Methodik und neuer Technologie.

Es gibt eine Zeit- und Kostenersparnis im Vergleich zu ISO 24444.

Schwächen von ISO 23698:

– Methodisch komplex, was zu zusätzlichen Unsicherheiten führt.

Es gibt noch wenig Praxiserfahrung und die Validierungen sind noch nicht abgeschlossen.

ISO 23675 und ISO 23698 im Vergleich mit ISO 24444.

Um die Unterschiede deutlich zu machen, folgt eine Gegenüberstellung der drei Verfahren:

ISO 24444 (In-vivo):

Art: Probandentest am Menschen.

Vorteile: – etabliert, regulatorisch anerkannt, internationale Akzeptanz.

Nachteile: – teuer, zeitaufwendig, ethische Bedenken, variable Ergebnisse.

Empfehlung: Derzeit die sicherste Wahl, besonders im Hinblick auf Prüfungen durch die Stiftung Warentest oder Öko-Test.

ISO 23675 (In-vitro).

Art: Messung der Transmission auf PMMA-Platten.

Vorteile:

  •  kein Probandentest,
  • schneller,
  • kostengünstiger,
  • reproduzierbar.

Nachteile:

  • abhängig von Substrat und Applikation;
  • regulatorisch noch nicht gleichgestellt.

Empfehlung: Optimal für die Forschung, Entwicklung und das Screening neuer Sonnenschutzformulierungen.

ISO 23698 (Hybrid)

Art: Kombination von In-vitro-Messungen mit In-vivo-Referenzdaten.

Vorteile:

  • weniger Probanden,
  • Brücke zwischen alter und neuer Methodik,
  • Kosten- und Zeitersparnis.

Nachteile:

  •  Komplexität, zusätzliche Unsicherheiten, wenig Praxiserfahrung.

Empfehlung: Mittelfristige Option, die aktuell aber noch weniger etabliert ist als ISO 24444.

Welche Methode soll man also wählen?

Die Existenz der Normen ISO 23675 und ISO 23698 schafft für Hersteller neue Möglichkeiten, kann aber auch zu Verwirrung führen. Für regulatorische Sicherheit bleibt ISO 24444 derzeit die robusteste Lösung. ISO 23675 und ISO 23698 sind jedoch wertvolle Ergänzungen in der Entwicklung, Forschung und internen Produktoptimierung.

Problematisch wird es jedoch, wenn Stiftung Warentest oder Öko-Test Produkte nach einer anderen Methode prüfen. So kann ein Hersteller nach ISO 23675 und ISO 23698 einen SPF von 50+ ermitteln, während Warentest nach ISO 24444 nur auf SPF 35 kommt. Für Verbraucher:innen zählt am Ende jedoch das medienwirksame Urteil. Dadurch stehen Hersteller:innen vor dem Risiko von Imageschäden, obwohl sie wissenschaftlich korrekt getestet haben.

Fazit:

Die Einführung der Normen ISO 23675 und ISO 23698 markiert einen Wendepunkt in der Sonnenschutzforschung. Sie eröffnen neue Wege zu ethisch unbedenklichen, schnelleren und kostengünstigeren Tests. Gleichzeitig bedeutet die parallele Existenz von drei Methoden, dass Hersteller:innen strategisch entscheiden müssen, wann welche Methode sinnvoll ist.

Kurzfristig bleibt ISO 24444 die sicherste Wahl für die Marktzulassung und öffentliche Vergleichstests.

👉 ISO 23675 und ISO 23698 sind hingegen ideale Tools für die Forschung, das Screening und die interne Entwicklung.

Langfristig könnte sich ein harmonisiertes System etablieren – bis dahin ist transparente Kommunikation entscheidend.

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Literatur

ISO 24444:2019 – Kosmetische Mittel – In-vivo-Bestimmung des Lichtschutzfaktors (SPF)

https://www.iso.org/standard/72206.html

ISO 23675:2022 – Kosmetische Mittel – In-vitro-Bestimmung des SPF

https://www.iso.org/standard/77655.html

ISO 23698:2022 – Kosmetische Mittel – Hybrid-Verfahren zur Bestimmung des SPF

https://www.iso.org/standard/77656.html

Couteau, C. et al. (2023): Recent Advances in Sunscreen Evaluation

https://doi.org/10.3390/cosmetics10020056

sofw journal 7+8-2025

https://sofw.com/de/sofw-journal/archiv/archiv2/5397-sofw-journal-7-8-2025