Wirkstoffqualität

Grundlegend für die Bewertung der Wirkstoffqualität ist ihre Sicherheit für die menschliche Gesundheit, und die ist durch die Europäische Kosmetikverordnung geregelt.
Kosmetische Wirkstoffe müssen viele Vorschriften erfüllen, etliche Stoffe dürfen nicht oder nur in bestimmten Konzentrationen verwendet werden, zudem dürfen nur Wirkungen ausgelobst werden, die auch nachgewiesen sind.
Verbraucher*innen interessieren aber auch andere Aspekte. Wie werden die Inhaltsstoffe gewonnen, sind sie natürlich, synthetisch, biotechnologisch, vegan, welche Vorteile, Nachteile haben sie, wie umweltverträglich sind sie? Kurz: Wie können wir sie bewerten?
Natürliche vs. Synthetische Wirkstoffqualität
Viele Verbraucher*innen bevorzugen natürliche Inhaltsstoffe. Natur hat ein gutes Image, während synthetisch oft mit schädlichen bzw. kritischen Substanzen, wie Parabenen oder Phthalaten, Sulfaten, Silikonen, assoziiert wird.
Tatsächlich können natürliche Stoffe, z.B. pflanzliche Öle, von der Haut oft besser „verstanden“, assimiliert werden. Anderseits sind Peptide synthetischen Ursprungs für sensible Haut bekömmlich. Natürliches Vitamin C ist instabil und in Form von Derivaten von der Haut besser nutzbar.
Die Wirkstoffqualität von aus der Natur gewonnenen Substanzen ist von den Schwankungen des Klimas abhängig, während die synthetische Herstellung konsistent ist. Natürliche Substanzen können zudem mit Umweltschadstoffen, Pestiziden belastet sein. Wird ein Naturstoff intensiv genutzt, besteht die Gefahr der Ausbeutung oder von Monokulturen, um genug von den genutzten Pflanzen zu haben, die aber anfälliger für Schädlinge werden. Hier kommen Düngemittel und Pestizide zum Einsatz, die die Wirkstoffqualität mindern. Dass eine seltene Pflanze genutzt wird, klingt gut und wirft ein positives Licht auf die Wirkstoffqualität. Die Frage ist, was geschieht, wenn die Nachfrage steigt?
Etliche Hersteller achten auf die kontrollierte Herkunft ihrer Inhaltsstoffe und fördern die Biodiversität, indem sie mit der Nutzung einer seltenen, kosmetisch nützlichen Pflanze auf deren schützenswerten Lebensraum aufmerksam machen oder im Regenwald mit der indigenen Bevölkerung unter fairen Bedingungen kooperieren und durch die Nutzung bestimmter Pflanzen andere Einkommensquellen schaffen als durch die Abholzung.
Upcycling: ressourcenschonende Wirkstoffqualität
Ist Upcycling als ein Merkmal der Wirkstoffqualität hervorgehoben, kann es sich beispielsweise aus den bei der Saftherstellung in der Lebensmittelindustrie als Abfall anfallende Samen oder Schalen handeln, die noch den vollen Gehalt an Antioxidantien, Polyphenolen, Ölen und somit kosmetischem Nutzen als pflanzliche Ingredients haben.
Grünes Niacinamid aus Zuckerrohr-Melasse, einem Nebenprodukt, das in der Zuckerindustrie als Abfall anfällt, ist ein weiteres Beispiel.
Natürlich oder vegan?
Natürliche Wirkstoffe können pflanzlicher oder tierischer Herkunft sein. Die Kennzeichnung als biologisch, durch ein Bio-Siegel bestätigt, dass bestimmte Regeln eingehalten werden.
Natürliche Inhaltsstoffe tierischer Herkunft, wozu auch Honig, Milch, Eier zählen. werden aus ethischen und ästhetischen Aspekten von immer mehr Menschen gemieden. Natürliche Inhaltsstoffe rein pflanzlichen Ursprungs sind vegan. Da synthetische Wirkstoffe frei von tierischen Stoffen sind, könnte man sie auch als vegan bezeichnen.
Was ist pflanzliches Kollagen?
Sogenanntes pflanzliches Kollagen basiert auf pflanzlichen Wirkstoffen, die die Kollagenbildung unterstützen. Ein bekanntes Beispiel ist Vitamin C.
Hydrolysierte Sojaproteine und Aminosäuren aus Reis oder Komplexe aus Quinoa, Sojabohnen, Ginseng wirken in erster Linie über die Verbesserung der Feuchtigkeitsbinde-fähigkeit der Haut stärkend und regenerierend auf das Kollagen. Pflanzliche Hyaluronsäure stammt aus dem Chinesischen Zitterpilz (Tremella fuciformis) oder der Indischen Senna (Senna alexandrina).
Neben pflanzlichen Alternativen kommt der Biotechnologie große Bedeutung zu.
Von Biotechnologie und Stammzellen
Niemand möchte heute noch Hyaluronsäure aus Hahnenkämmen. Hyaluronsäure wird aus Hefeproteinen durch bakterielle Fermentation biotechnologisch gewonnen und schließt die Gefahr der mikrobiellen Verunreinigung aus, die mit der Gewinnung aus Schlachtabfällen verbunden war.
Auch pflanzliche Stammzellen, sind für die Kosmetik von großem Interesse und Nutzen. In ihnen steckt das gesamte Potenzial zur Gewebebildung und Selbstregeneration. Sie enthalten ähnliche epigenetische Faktoren wie die Stammzellen der menschlichen Haut. Dank fortschrittlicher Technologien können sie im Labor kultiviert und von der Kosmetik immer effizienter genutzt werden, um die Hautzellen in ihren Funktionen zu unterstützen.
In dem Zusammenhang hilft der Hinweis frei von Gen-manipulierten Organismen (GMO) vielen Menschen bei der Einschätzung der Produktqualität.
Allergie-Potenzial und Konzentration
Einige pflanzliche Inhaltsstoffe wirken möglicherweise allergen, wie Chamomilla recutita oder Calendula sowie etliche natürliche, ätherische Öle und deren Bestandteil.
Das gilt auch für viele synthetische Duftstoffe und einige Konservierungsmittel. So können
Methylisothiazoline (MI), Methylchloroisothiazolinone (MCI) Parabene ersetzen, aber auch allergen wirken.
Dagegen gibt es etliche Konservierungsmittel, die unterhalb bestimmter Konzentrationen keine Allergie verursachen, z.B. Benzoic Acid, Ethylparaben, Methylparaben, Sorbic Acid.
Auch eigentlich bewährte Wirkstoffe können in der ungeeigneten Konzentration schädlich sein und folgen dem bekannten Satz, nach dem die Dosis das Gift macht. Retinol ist da nur ein Beispiel ebenso wie Urea. Der seit langem synthetisch hergestellte Harnstoff, in der Haut ein Bestandteil des NMF, ist als feuchtigkeitsspendender Wirkstoff empfehlenswert, kann aber in ungeeignet hoher Konzentration die Haut austrocknen, die Hornschicht ablösen und auflösen.
Bei Sonnenschutzmitteln wird diskutiert, ob lösliche organische Filter (chemisch) oder Filterpigmente (physikalisch) verwendet werden, ob und wie tief die chemischen Filter oder die Nanopigmente in die Haut eindringen, ob Krebs-erzeugende oder Hormon-ähnliche Wirkungen möglich sind, ob die Gewässer geschädigt werden. Darum können der Hinweis „ohne Octocrylene“ ebenso wie Siegel, die auf die Unschädlichkeit für die Korallenriffe hinweisen, bei der Beurteilung der Wirkstoffqualität helfen.
Zertifizierte Wirkstoffqualität
Produkte mit einem Siegel müssen die Vorgaben der jeweiligen Zertifizierung erfüllen. Allerdings sind die Ansprüche der Siegel unterschiedlich. Dennoch geben sie eine Orientierung für die Bewertung der Wirkstoffqualität.
Kritisch betrachtet
Kosmetische Produkte und folglich auch die in ihnen enthaltenen Wirkstoffe kommen in Europa nur unter strengen Voraussetzungen auf den Markt. Zunehmend kritische Verbraucher*innen wollen aber mehr wissen, um die Wirkstoffqualität einschätzen zu können. Zertifikate helfen bei der Orientierung, aber oft ist der Weg zum Siegel unnötig bürokratisch, langwierig und teuer. Das ist ein Grund, weshalb Cosmacon eigene Zertifikate anbietet, und zwar:
Tierwohl, mikroplastikfrei, vegan, V-Filter nach dem Hawaiianischen Riffgesetz, dermatologische Hautverträglichkeit (normale und sensible Haut), Naturkosmetikzertifizierung nach ISO 16128, Clean Beauty.
Wir helfen Ihnen nicht nur bei der Auswahl der Wirkstoffe, wobei deren Qualität für uns Priorität hat, sondern auch bei der Formulierung der zutreffenden Aussagen zu Ihren Produkten. Wir stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung.
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Literatur
EG-Kosmetikverordnung Nr. 1223/2009
www.eui-lex.europa.eu/lefal-content/DE/TXT/?uri=32023R1545
Lautenschläger (2023) Von natürlich bis vegan (Medical by Beauty Forum)
Roviello et al. (2021) Usage of synthetic peptides in cosmetics for sensitive skin
Jub Hui Sze et al. (2016) Biotechnologische Produktion von Hyaluronsäure: ein kleiner Rückblick