Sephora Kids

Die Internetplattform TikTok hat schon so manchen fragwürdigen Trend hervorgebracht. Wir erinnern uns an gefährliche Challenges wie zum Beispiel „Car Surfing“, bei dem sich Mädchen und Jungen auf die Dächer von Autos legten, die dann auch tatsächlich losfuhren. Oder an die „Ghost Pepper Challenge“, bei der es darum geht, extrem scharfe Chilischoten zu konsumieren. Im ersten Fall kam bereits mindestens ein Jugendlicher ums Leben, die zweite Challenge führt oft zu massiven Atem- und Magenbeschwerden, die im schlimmsten Fall ebenfalls lebensbedrohlich sein können. Nun kursiert also der Hype um die Sephora Kids auf der Plattform, die selbst mit dem Slogan „Hier beginnen Trends“ wirbt. Eines vorneweg: Dieser Trend ist zum Glück NICHT lebensbedrohlich und lässt sich auch nicht mit den genannten Challenges vergleichen. Dennoch kann er negative Konsequenzen für die Kinder und Jugendlichen haben.

 

Was sind Sephora Kids?

Sephora Kids sind meist zehn bis zwölf Jahre alt, manchmal sogar noch jünger und hauptsächlich Mädchen. Sie haben sich die Bezeichnung selbst gegeben und spielen damit auf die französische, weltweit bekannte Kosmetikkette Sephora an. Es geht also um Kinder, die in Restaurants gerne „iPad-Kids“ genannt werden und die gerade einmal die Grundschule hinter sich gelassen haben. Und diese Kinder veröffentlichen Videos, in denen sie ihre Haut mit oft sündhaft teuren Seren, Anti-Falten-Cremes und Lotionen behandeln. Und ihre unzähligen Follower im gleichen Alter machen es ihnen zu Hause nach. Nun könnte man denken, das wäre ein harmloser Spaß, bei dem die Mädchen prominente Beauty-Influencerinnen nachahmen und davon träumen, selbst einmal so berühmt zu werden. Und tatsächlich erinnern die Videos an all die mehr oder weniger professionellen Schmink- und Kosmetik-Tutorials, die seit geraumer Zeit nicht nur TikTok, sondern auch andere Plattformen fluten. Leider ist der Trend aber nicht ganz unproblematisch, denn er kann für die Sephora Kids unangenehme Folgen haben. Die junge Haut ist für die „erwachsenen“ Produkte nämlich längst noch nicht bereit. Aber weder die Sephora Kids selbst noch die meisten Eltern sind sich der Risiken bewusst.

 

Was bewegt die Sephora Kids zu diesem Trend?

Sephora Kids erobern grüppchenweise die Kosmetikabteilungen, verschmutzen und beschädigen Tester, vermischen planlos Produkte miteinander und sorgen in den Regalen für Chaos. Viele Sephora Kids flehen ihre Eltern an, ihnen Feuchtigkeitscremes für 70,- Euro oder noch teurere Seren für einen strahlenden Teint zu kaufen. Andere geben ihr gesamten Taschengeld für die eigentlich völlig ungeeigneten Produkte aus. Aber warum ist das so? Heutzutage sind schon Zehnjährige einem enormen sozialen Druck ausgesetzt. Sephora Kids glauben, sie müssten „Schönheitsfehler“ oder vermeintliche äußere Makel kaschieren, die in Wirklichkeit aber gar nicht vorhanden sind. Videos auf TikTok und anderen Plattformen leben ihnen dieses Credo vor. Die Folge: ein mangelndes Selbstwertgefühl und der fast schon zwanghafte Wunsch nach Kosmetik. Psychoanalytiker warnen bereits, dass der Trend der Sephora Kids kein harmloses Spiel ist. Psychoanalytiker Michael Stora, der sich auf das Verhalten im Internet spezialisiert hat, betonte, dass Sephora Kids in ihren Videos nicht mit Puppen spielen, wie es in dem Alter eigentlich zu erwarten wäre, sondern selbst die Puppen sind. Den Eltern wirft er vor, dass sie ihre Kinder mit solchen Videos zu Fetischen machen.

 

Wie steht die Industrie den Sephora Kids gegenüber?

Natürlich bedient die Kosmetikindustrie nur zu gerne die social-media-affinen Sephora Kids, denn mit ihnen erschließt sich für die Unternehmen ein attraktiver neuer Markt. Ihrer ethischen Verantwortung kommen die Hersteller aber in vielen Fällen nicht nach. In unzähligen Produkten stecken nämlich problematische Rohstoffe, die für die Sephora Kids im vorpubertären bis pubertären Alter absolut nicht geeignet sind und sich meist an Menschen über 25 richten. Dermatologen haben bereits festgestellt, dass es durch ungeeignete Produkte oder den falschen Gebrauch zu einer Zunahme der Arztbesuche wegen Reaktionen der Haut gekommen sein. Retinol, ein Wirkstoff für erwachsene Haut, der Fältchen reduzieren kann, ist für die jungen Sephora Kids beispielsweise ein absolutes No-Go. Doch Influencer genießen häufig ein deutlich größeres Vertrauen als Dermatologen oder Ärzte generell. Es liegt an uns allen, den Eltern, der Gesellschaft, aber auch den Herstellern von Kosmetik, den Sephora Kids klar zu machen, dass Botox-Gesichter und aufgespritzte Lippen keine Schönheitsideale sind, die angestrebt werden sollten. Und dass Falten keine Schönheitsfehler sind, sondern dass es vielmehr darauf ankommt, zur Hautalterung, die schließlich ein völlig normaler und unaufhaltsamer Prozess ist, eine gesunde Beziehung aufzubauen.

 

Was können Kosmetikhersteller und Sephora Kids tun?

Natürlich dürfen auch die Sephora Kids ihre Haut pflegen. Auch gegen das Schminken ist – sofern es nicht übertrieben wird und die Eltern einverstanden sind – nichts einzuwenden. Beides sollte jedoch mit Produkten geschehen, die speziell für die empfindliche und noch nicht voll ausgebildete Haut von Kindern entwickelt und von einem Sicherheitsbewerter freigegeben wurden. Zwar ist ein an Kindern und Teenagern durchgeführter dermatologischer Hautverträglichkeitstest relativ teuer, aber unumgänglich. Sephora Kids auf der Suche nach toller Kosmetik sollen unbedingt darauf achten, dass die Produkte in Europa hergestellt und zugelassen wurden. Auf der Verpackung sollte also eine europäische Adresse stehen: In diesem Fall entsprechen Cremes, Lotionen und Co. nämlich der europäischen Kosmetikverordnung. Idealerweise basieren die Produkte auf dem Clean Beauty Konzept. Clean Beauty steht für „saubere Kosmetik“, die ohne potenziell kritische, kontrovers diskutierte Inhaltsstoffe auskommt. Die Zusammensetzung ist auf sensible und empfindliche Haut ausgerichtet und somit in vielen Fällen auch für Sephora Kids geeignet.

 

Nachfolgend einige problematische Inhaltsstoffe, auf welche Sephora Kids nach Möglichkeit verzichten sollten.

 

PEGs (Polyethylenglykole / CAS-Nummer 25322-68-3)

Hierbei handelt es sich um erdölbasierte Verbindungen, die oft als Feuchtigkeitsträger, Emulgatoren, Weichmacher und Tenside eingesetzt werden. Sie sind nur schwer abbaubar und schaden unserer Umwelt, der Natur und den Tieren, wenn sie beispielsweise beim Haarewaschen oder Duschen in den Abfluss gelangen. Außerdem schwächen sie unsere natürliche Hautbarriere und machen sie durchlässiger. Oft reagiert das Immunsystem auf die Substanzen mit Hautirritationen und allergischen Reaktionen. Gut zu wissen: Die Basis der PEGs bildet das Erdölderivat Ethylenoxid, und das wiederum gilt als potenziell erbgut- und fruchtschädigend sowie krebserregend.

Acrylates Copolymer (CAS-Nummer25133-97-5)

Ein häufiger Kunststoff, der beispielsweise in Haargel und Haarwachs die elektrostatische Aufladung verhindert, in Gesichtscreme und Make-up als Bindemittel fungiert und im Duschgel für einen Film auf der Haut sorgt. Manche bezeichnen den Inhaltsstoff auch als flüssiges Mikroplastik. Er gelangt ebenfalls in die Umwelt, kann die Hautschutzbarriere schädigen und steht im Verdacht, Tumore auslösen zu können.

Kaliumsorbat

INCI: Potassium Sorbate

CAS-Nummer: 24634-61-5

Verwendung: wird in kosmetischen Produkten als Konservierungsmittel eingesetzt

Mögliche Gefahren: kann bei Sephora Kids zu Hautreaktionen führen, könnte laut einer Studie von 2010 schädlich für die weißen Blutkörperchen sein

Benzoesäure

INCI: Sodium Benzoate

CAS-Nummer: 532-32-1

Verwendung: kommt ebenfalls als Konservierungsmittel zum Einsatz

Mögliche Gefahren: kann zu allergischen Reaktionen führen, die bei Sephora Kids mit einer Salicylsäure- oder Aspirin-Allergie oft besonders stark ausfallen. Kann ADHS-Symptome hervorrufen und zu genetischen Veränderungen führen. Steht im Verdacht, krebserregend zu sein.

Benzylalkohol

INCI: Benzyl Alcohol

CAS-Nummer: 100-51-6

Verwendung: als Konservierungsmittel

Mögliche Gefahren: kann Kontaktallergien auslösen, ist nachweislich leicht hautreizend

Chlorphenesin

INCI: Chlorphenesin

CAS-Nummer: 104-29-0

Verwendung: hemmt in Kosmetik die Entwicklung von Mikroorganismen

Mögliche Gefahren: kann zu allergischen Reaktionen führen, wirkt eiweiß- und erbgutverändernd, steht im Verdacht krebserregende Nitrosamine zu bilden

Titandioxid

INCI: Titanium Dioxide

CAS-Nummer: 13463-67-7

Verwendung: als UV-Filter, Schleifpartikel oder Farbpigment

Mögliche Gefahren: potenziell krebserregend und erbgutverändernd vor allem beim Einatmen, wurde für Lebensmittel bereits verboten

Dinatrium-EDTA

INCI: Disodium EDTA

CAS-Nummer: 6381-92-6

Verwendung: als Konservierungsmittel

Mögliche Gefahren: toxisch für die Umwelt, kann zu allergischen Reaktionen führen und die Augen reizen

Darüber hinaus sollten Sephora Kids auf Kosmetik verzichten, die Cinnamate enthalten.

 

Verträgliche und altersgerechte Kosmetik für Sephora Kids

Der Trend ist hauptsächlich deshalb bedenklich, weil schon Kinder zu Produkten mit kritischen Inhaltsstoffen greifen. Verantwortungsbewusste Anbieter sollten darum besonders verträglich und auch für Sephora Kids geeignete Kosmetik auf den Markt bringen. Cosmacon unterstützt Sie sehr gerne dabei!

 

Literatur:

https://aytm.com/post/sephora-kids-gen-alpha-skincare