Sumpfblumenöl
Sumpfblumenöl und seine besonderen Eigenschaften
Die patentrechtlich geschützte Saat der Limnanthes Alba, die auch den offiziellen Namen Meadowfoam-Pflanze trägt, hat einen dreißigprozentigen Ölgehalt. Nach der Kaltpressung ist das Öl grün und besitzt einen sehr ausgeprägten Geruch. Um diesen zunächst eher unangenehmen Geruch zu neutralisieren und dem Öl mehr Stabilität zu verleihen, wird es anschließend raffiniert. Im raffinierten Zustand ist es dann hellgelb und nahezu geruchlos.
Sumpfblumenöl weist ein sehr ungewöhnliches und seltenes Fettsäurespektrum vor: Es besteht zu rund 95 Prozent aus Fettsäuren, die 20 oder mehr Kohlenstoffatome enthalten. Eicosensäure, Docosensäure und Docosadiensäure sind in besonders großen Mengen enthalten. Die Doppelbindungen der ungesättigten Fettsäuren verleihen dem Öl eine flüssige Konsistenz. In der Oleochemie ist das Sumpfblumenöl in letzter Zeit durch seine besonderen positiven Eigenschaften in den Fokus wirtschaftlicher Interessen geraten. Teilweise wird es sogar in einem engen Kontext mit Rapsöl gesehen.
Doch auch im kosmetischen Bereich kann es mit einigen faszinierenden Fähigkeiten überzeugen
Für die Wirkung auf die Haut ist die außergewöhnliche Länge der Fettsäuren sehr interessant: Sie dringen dadurch nämlich nicht sehr tief in die Haut ein, sondern bilden einen Schutzfilm auf der Haut, ohne dabei okklusiv zu wirken. Außerdem beinhaltet Sumpfblumenöl eine überdurchschnittlich hohe Konzentration an Vitamin E (Tocopherol). Diese Tatsache macht es, neben dem ebenfalls sehr wertvollen Jojobaöl, zu einem der generell stabilsten Pflanzenöle überhaupt. In Studien hat es sich nativ sogar als noch wesentlich stabiler erwiesen als Jojobaöl.
Und überhaupt: Sumpfblumenöl erinnert nicht nur im Hautgefühl, sondern auch in seinem Einziehverhalten stark an Jojobaöl. Es sorgt für ein herrlich seidiges, glattes, aber nicht fettendes Hautgefühl.
Durch seine spezielle Zusammensetzung verlängert es die Haltbarkeit selbst von unkonservierten kosmetischen Formulierungen deutlich und hat somit eine enorm lange Selbst-Haltbarkeit, die fast schon einzigartig ist.
Es spreitet darüber hinaus nur sehr wenig und eignet sich darum auch gut für Pflegeprodukte am Auge. Spreiten bedeutet, dass es „nicht kriecht“, das heißt, das Sumpfblumenöl „wandert“ nach dem Auftragen nicht ins Auge. Darum wird das Öl gerne für straffende Augencremes verwendet.
Seltene Fettsäuren sind das Geheimnis
Dank seiner hohen oxidativen Stabilität ist Sumpfblumenöl ein ideales Basisöl für Formulierungen mit linolensäurenreichen oxidationsempfindlichen Ölen (beispielsweise Nachtkerzenöl oder Hagebuttenkernöl).
Die sonst eher seltenen Fettsäuren Gadoleinsäure (Eicosensäure), Docosensäure (Erucasäure) und Docosadiensäure machen zusammen etwa 95% des Öls aus.
Die sonst übliche Ölsäure und Linolsäure ist mit unter 2% nur enthalten.
Sumpfblumenöl hat insgesamt hervorragende feuchtigkeitsspendende sowie zellerneuernde Eigenschaften. Es wird für seine UV-schützende Wirkung und seine restrukturierenden Wirkstoffe sehr geschätzt und gilt inzwischen längst nicht mehr als Geheimtipp.
Die enthaltene Senfölglycosid-Derivate (3-Methoxybenzyl isothiocyanate und 3-Methoxyphenylacetonitrile) können die Hautalterung von UV-B-induzierten Schäden bis zu einem gewissen Grad kompensieren und vermindern den Kollagenabbau in der Haut.
Sumpfblumenöl ist bedingt für Mischhaut und fettige Haut, in erster Linie aber für trockene, empfindliche und normale Haut geeignet und kommt in einer Vielzahl von kosmetischen Rezepturen zum Einsatz. Gesichtscremes, Sonnenkosmetik, Massageöle, Handcremes, Nagelpflege- und Lippenpflegeprodukte sind nur einige Beispiele.
Außerdem eignet es sich hervorragend als pflegendes Haaröl.
Steckbrief Sumpfblumenöl
INCI: Limnanthes Alba (Meadowfoam) Seed Oil
Alternative Bezeichnungen: Öl der weißen Sumpfblume, Amerikanisches Sumpfblumenöl, Shambrillaöl
Jodzahl: 85 bis 105
Ölgruppe: B-0
Verseifungszahl: 160 bis 175
Hauptinhaltsstoffe: Eicosensäure (etwa 63 Prozent), Docosadiensäure (ungefähr 17 Prozent), Docosensäure (rund 16 Prozent)
Lagerung: keine besonderen Lageranforderungen erforderlich
Haltbarkeit: bis zu 36 Monate
Fazit:
Sumpfblumenöl gilt als absolut reizfrei und kann somit sehr vielseitig in der Augen-, Gesichts-, Körper- oder Haarpflege eingesetzt werden. Besonders in Kombination mit einem Öl, das besser einziehende Fettsäuren enthält, ist Sumpfblumenöl sehr gut zur Pflege und zum Schutz von trockener und empfindlicher Haut geeignet. Gerne wird es in Rezepturen zusammen mit Arganöl und Sheabutter verarbeitet, allerdings sind natürlich auch viele weitere Zusammenstellungen denkbar. Außerdem ist Sumpfblumenöl trotz seines hohen Molekulargewichtes bei Zimmertemperatur flüssig. Es hinterlässt ein seidiges und weiches Hautgefühl, fettet jedoch nicht nach. Besonders interessant ist das Sumpfblumenöl als stabile Komponente für Gesichts- und Körperöle, wenn instabilere Öle wie beispielsweise Wildrosenöl, Sanddorn-Fruchtfleischöl oder Borretschsamenöl eingearbeitet werden sollen.
Quellen:
Meadowfoam seed oil as a natural dispersing agent for colorants in lipstick; Briana Maktabi, Matthew W Liberatore, Gabriella Baki; Int J Cosmet Sci 2021 Aug;43(4):484-493
Wiesenschaumkrautöl – Das oxidationsstabile Allrounder-Öl; Heike Käser