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Camellia sinensis

Camellia sinensis Botanik

Camellia LINNÉ umfasst ca. 80 Arten und gehört zur Familie der Theaceae. Teeblätter werden ausschließlich von Camillia sinensis (L.) O. KUNTZE gewonnen. Es handelt sich um eine alte Kulturpflanze, die aus dem südostasiatischen Bergland stammt, heute jedoch kein natürliches Vorkommen mehr hat. Camellia sinensis ist fremdbestäubend und variiert daher sowohl morphologisch als auch in den Inhaltsstoffen sehr stark. Eine eindeutige Abgrenzung der Arten ist schwierig. In der Praxis hat sich die Unterscheidung der Arten Camellia sinensis var. sinensis und Camellia sinensis var. assamica bewährt. Angebaut werden heute deren Hybriden, die als buschartige Pflanze bis zu 1 m hoch werden. Tee wird kommerziell zwischen 45 ° nördlicher und 30 ° südlicher Breite angebaut. Hauptanbauländer sind Indien, China, Sri Lanka, Türkei, Russland, Indonesien und Japan.

Bei Camellia sinensis handelt es sich um einen immergrünen, stark verzweigten Strauch, der natürlicherweise baumartig wächst. Die Blätter sind wechselständig, fühlen sich ledrig an und sind dunkelgrün in ihrer Farbe.

Zur Drogengewinnung werden die sehr jungen, flaumig-behaarten Blätter des Teestrauchs (Theae folium) verwendet. Da diese Blätter die höchste Qualität besitzen, wird zwischen folgenden Pflückqualitäten unterschieden

    •  Imperial: Pekospitze àalleinig das noch nicht entfaltete oberste Blatt
    •  Fein: Pekospitze und 2 Blätter („two and a bud“)
    •  Grob: Pekospitze und 3 Blätter

Die Ernte erfolgt in den tropischen Gebieten das ganze Jahr über, in den gemäßigten Zonen saisonbedingt. Die Ernte wird mittlerweile auch maschinell durchgeführt, wesentlich selektiver kann nur von Hand gepflückt werden kann.

Die gewonnenen Blätter können auf verschiedene Weise aufbereitet werden. Je nach fermentierten Zustand unterscheidet man:

  • fermentiert = Schwarzer Tee (Theae nigrae folium)
  • unfermentiert = Grüner Tee ( Theae viridis folium)
  • halbfermentiert = Oolong-Tee

Camellia sinensis wird hergestellt, indem die frischen Blätter für einige Minuten in rotierenden zylindrischen Behältern mit überhitztem Wasserdampf behandelt oder in flachen eisernen Pfannen die blatteigenen Enzyme inaktiviert werden. Danach werden die Blätter maschinell gerollt, der Wasseranteil durch Trocknen auf 50 % reduziert, nochmals gerollt und an der Sonne getrocknet.

Inhaltsstoffe

Die Hauptinhaltsstoffe der Teeblätter und damit letztendlich vom Grünen Tee Extrakt sind Polyphenole, Purinalkaloide (Methylxanthine), Aminosäuren, Polysaccharide, Proteine und Lipide. Zu den Nebenbestandteilen zählen organische Säuren, flüchtige Stoffe, Vitamine und Mineralstoffe.

Die Polyphenole gehören mit 25 bis 35 % zu den Hauptinhaltsstoffen von Grünem Tee Extrakt. Eine wichtige Untergruppe stellen die Flavonoide dar, zu denen u. a. auch die Catechine und Flavonole zählen. Mit Gehalten von 17 bis 30 % bilden die Catechine den Hauptanteil innerhalb der Polyphenole. In Grünem Tee konnten folgende %-Gehalte an Catechinen ermittelt werden:

(±)-Catechin (C; 0,1-1,3 %)

(-)-Epicatechin (EC; 0,9-3,2 %)

(-)-Epigallocatechin (EGC; 0,9-3,1 %)

(-)-Epigallocatechingallat (EGCG; 2,5-10,5 %)

(-)-Epicatechingallat (ECG; 1,2-3,8 %)

Darüber hinaus wurden noch (-)-Catechingallat, (-)-Gallocatechin und (-)-Gallocatechingallat nachgewiesen.

Der Catechingehalt ist entscheidend vom Entwicklungszustand der Blätter abhängig. In der Spitzenknospe ist der Gehalt mit ca. 26 % am höchsten und nimmt nach unten in der Blattfolge ab. Im unteren Teil der Sprossachse werden daher im Durchschnitt nur noch 5 % Catechine gefunden. Dieser Rückgang des Catechingehaltes mit der Alterung wird durch Abbau von (-)-Epigallocatechingallat und (-)-Epicatechingallat verursacht und daher ist es so wichtig junge Blätter für die Ernte zu nutzen.

In Camellia sinensis Extrakt wurden auch die freien Flavonole Kämpferol, Quercetin und Myricetin gefunden. In höherer Konzentration von 1,5 bis 1,7 % kommen allerdings deren Di- und Triglycoside vor.

In weiteren Untersuchungen konnten auch freie Gallussäure und Theogallin nachgewiesen werden. In frischen Teeblättern fanden sich auch die Phenolsäuren Kaffeesäure, p-Cumarsäure, Ellagsäure und die Depside p-Cumaroylchinasäure und Chlorogensäure.

Das Hauptpurinalkaloid im Tee ist natürlich Coffein, wobei sich der Gehalt im Schwarzen Tee, Grünen Tee und Oolong-Tee nicht wesentlich unterscheiden. Der Coffein-Gehalt wird auch vom Entwicklungszustand der verwendeten Blätter beeinflusst und zeigt in den jungen Spitzenknospen, mit mehr als 4%, den höchsten Gehalt auf. Als weitere Purinalkaloide konnten noch Theobromin und Theophyllin nachgewiesen werden.

Camellia sinensis enthält etwa 4 % Aminosäuren, insbesondere das für Camellia sinensis charakteristische Theanin, gefolgt von Asparaginsäure, Glutaminsäure, Arginin und Asparagin.

Weiterhin enthält Camellia sinensisim Durchschnitt 0,28 % Vitamin C (Ascorbinsäure). Der Schwarzer Tee und der Oolong-Tee enthalten weitaus weniger Vitamin C, da diese während der Fermentation abgebaut wird.

Im Camellia sinensis finden sich auch flüchtige Stoffe wie Linalool, d-Cadinen, Geraniol, Benzylalkohol, Indol und Nerolidol, wobei Linalool mit ca. 20 % den Hauptanteil der flüchtigen Stoffe stellt. Diese Stoffe sind wesentlich an der Aromabildung des Tees beteiligt.

Wirkungen und Anwendungen

Bei der Verwendung in kosmetischen und pharmazeutischen Formulierungen stehen die antioxidativen Eigenschaften der Grüntee-Polyphenole im Fokus. Auch die antimikrobielle und antiirritative Wirkungen des Camellia sinensis spielen eine große Rolle in der Kosmetik.

Die antioxidativen Eigenschaften der Catechine wurden in einer Vielzahl von Studien untersucht und beruhen im Wesentlichen auf zwei Mechanismen:

  1. Catechine vermindern durch Komplexierung den Anteil an freien zweiwertigen Metallionen, welche für die Bildung freier Sauerstoffradikale erforderlich sind.
  2. Catechine wirken auch als starke Radikalfänger gegenüber Sauerstoff-, Peroxy- und Hydroxyradikalen, die zu einer DNS-Schädigung und zur Schädigung anderer zellulärer Moleküle führen und die Lipidperoxidation einleiten können

Die aktivste Verbindung in Camellia sinensis ist Epigallocatechingallat, vergleichbar mit den Aktivitäten der synthetischen Anti- oxidationsmittel Butylhydroxytoluol (BHT) und Butylhydroxyanisol (BHA), die in modernen Kosmetika nicht mehr eingesetzt werden sollten.

In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass topisch (über die Haut) applizierter Camellia sinensisnicht nur vor UV-Strahlen-induzierter Hautschädigung schützt, sondern auch irreversible genetische Zellveränderungen bzw. die Bildung von Tumoren hinauszögern kann. Dieser hautschützende Effekt wird hauptsächlich auf die antioxidativen Eigenschaften der Catechine zurückgeführt.

Camellia sinensis zeigt auch eine desodorierende Wirkung gegenüber Methylmercaptan, Trimethylamin und Zigarettenrauch. Sowohl in-vitro als auch mittels in vivo Studien konnten die geruchsbindenden Eigenschaften der Polyphenole nachgewiesen werden. So führte nach dem Essen von Knoblauch das Kauen von Bonbons mit 0,1 % Grüntee-Extrakt zu einer Verringerung des Mundgeruchs.

In Verbindung mit den antibakteriellen Eigenschaften von Camellia sinensis gegenüber einer Vielzahl von Bakterien und Pilzen steht auch eine Antikarieswirkung. Die Polyphenole hemmen die Glycosyltransferase von Streptokokken und wirken so der Entstehung von Plaque entgegen. Innerhalb der Catechine zeigten Epigallocatechingallat und Epicatechingallat die höchste Wirksamkeit bei der Hemmung der Glycosyltransferase. In einer in vivo Studie mit 26 Probanden konnte gezeigt werden, dass Grüntee-Polyphenole die Plaquebildung inhibieren und zu einer Abnahme der Streptokokken im Mundraum führen, wenn der Mund nach dem Essen mit einer Grüntee-Lösung gespült wurde.

Die beschriebenen Eigenschaften von Camellia sinensis ergeben vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Kosmetik. Camellia sinensis sollte in Sonnenschutzpräparaten, Naturkosmetik aber auch in Hautpflegecremes kann Camellia sinensisaufgrund seiner antioxidativen Effekte der Bildung von freien Radikalen entgegenwirken. Generell könnte man die synthetischen Antioxidationsmittel gegen Camillia sinensis ersetzen. Die antibakteriellen Eigenschaften könnten in alufreien Deoprodukte und im Bereich der Fußpflege hilfreich sein. Weiterhin sollten Grüntee-Extrakte aufgrund ihrer antikariogenen und desodorierenden Wirkung Zahn- und Mundpflegeprodukten zugesetzt werden.

Nebenwirkungen

Über Nebenwirkungen von topisch applizierten Formulierungen mit Camellia sinensis liegen keine Daten vor. Die Kosmetika werden einer Sicherheitsbewertung und einem dermatologischen Verträglichkeitstest unterzogen. Aufgrund der vielzähligen Produkte, wäre eine Unverträglichkeit auffällig geworden.

Leitsubstanzen und Qualität von Camellia sinensis

Catechine stellen mit 17 bis 30 % der Trockenmassen die Hauptinhaltsstoffe von Grünem Tee Extrakt dar. Da die Wirksamkeit auf den Gehalt der Catechine beruht sollten mehrere Catechine zur Charakterisierung der Extrakte analysiert werden. Mittlerweile gibt es auch hochkonzentrierte Extrakte, die zu 90% Catechine enthalten. Wenn eine Wirkungleistung eines Produktes auf Catechine ausgelobt werden soll, kann ein solches, hochaufkonzentriertes Produkt eingesetzt werden.

Lesen Sie auch einen interessanten Artikel dazu aus der Zeitung „Die Welt“:

Grüner Tee hilft sogar nach dem Sonnenbad

 

 

Quellen:

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